Der Preis des Aegis: ATF und der Schmerz hinter dem Triumph

@dota2ti
Ammar „ATF“ Al-Assaf ist kein Typ für PR-Geschwätz. Wenn der 20-jährige Jordanier spricht, klingt es selten weich, nie diplomatisch und oft schonungslos ehrlich. Im exklusiven blast.tv-Interview vor dem BLAST Slam IV blickt der frischgebackene Dota-Weltmeister zurück – und was da zum Vorschein kommt, ist mehr als eine Siegerstory. Es ist die Bilanz eines jungen Mannes, der buchstäblich alles geopfert hat, um auf der größten Bühne zu stehen.
Kein Glamour, nur Grind
ATF ist jetzt ganz oben: The International 2025 gewonnen, Aegis in der Hand, die Szene jubelt. Doch seine Worte klingen weniger nach Triumph, sondern nach Erschöpfung.
„Ich habe Schule, soziale Kontakte und meine Gesundheit geopfert. […] So viel Dota zu spielen ist nicht angenehm.“
Man spürt, dass hinter dem arroganten Selbstbild – „Ich carry die Noobs, weil ich gut bin“ – ein Mensch steckt, der die Schattenseiten des Esport-Lebens zu gut kennt. Während andere Teenager feiern, lernte ATF Spielmechaniken und Matchups auswendig. Während andere studierten, studierte er Gegner.
Familie als Rückgrat
Seine Familie war dabei kein Zuschauer, sondern Teil des Systems. Weil er minderjährig war, reisten seine Brüder mit ihm zu Turnieren, seine Mutter regelte Visa und Termine.
„Sie haben so viel getan, mehr als ich wahrscheinlich begreife.“
Man hört Dankbarkeit – aber auch den Druck zwischen den Zeilen. Als er das TI 2024 verlor, fiel er in ein mentales Loch.
„Ich war so enttäuscht von mir selbst, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte als daran, endlich zu gewinnen.“
Ein Jahr später hat er es geschafft. Aber der Sieg klingt weniger nach Erlösung als nach Pflicht erfüllt.
Falcons, Fokus, Fundament
Seit seinem Wechsel zu Team Falcons hat sich ATF sichtbar entwickelt. Er spricht von neuen Perspektiven, von smarteren Mitspielenden, von einem Coach, der Struktur brachte. Aui, selbst TI-Sieger, habe das Team verändert:
„Ohne ihn wäre es viel schwerer gewesen. Nach seinem Einstieg wurde alles einfacher – vom Draft bis zur Mentalität.“
Die Zahlen geben ihm recht: Seit Aui da ist, dominiert Falcons die Szene. Und ATF wirkt gereift, auch wenn seine Zunge noch immer schärfer ist als jedes Meta-Pick.
Ursa, Risiko und Selbstvertrauen
Sein Lieblingsmoment beim TI? Nicht der Pokal, sondern ein Pick. Ursa, im Grand Final, auf der Offlane. Ein Experiment, das schiefgehen konnte – aber nicht tat.
„Ich wusste nicht, ob es funktioniert. Aber ich habe einfach mein Spiel gespielt.“
Das Statement eines Profis, der gelernt hat, Verantwortung zu tragen, aber nie aufgehört hat, zu provozieren.
Ehrgeiz ohne Romantik
Auf die Frage nach seinen Zielen antwortet ATF mit brutaler Ehrlichkeit:
„Mein Ziel ist, so viel Geld wie möglich zu farmen.“
Kein Pathos, kein Esport-Märchen. Nur der Realismus eines Spielers, der weiß, was es kostet, zur Elite zu gehören.
Vielleicht ist das genau die Essenz von ATF: ein Spieler, der sich selbst erschöpft, um zu gewinnen – und dabei nie so tut, als wäre es leicht. Der Preis des Erfolgs ist hoch, und Ammar Al-Assaf hat ihn längst bezahlt.
Häufig gestellte Fragen zu ATF und The International
Was ist Dota 2?
Dota 2 ist ein teambasiertes MOBA von Valve, in dem zwei Teams aus je fünf Spielenden gegeneinander antreten, um die gegnerische Basis zu zerstören.
Was ist The International (TI)?
The International ist das prestigeträchtigste Dota-2-Turnier der Welt, mit Millionenpreisgeldern und globaler Strahlkraft.
Wer ist ATF?
Ammar „ATF“ Al-Assaf ist ein jordanischer Profi in Dota 2, bekannt für seine aggressive Spielweise und polarisierende Persönlichkeit.
Was sind ATFs Ziele nach dem TI-Sieg 2025?
Er will weiterhin gewinnen, sich finanziell absichern und das Momentum mit Team Falcons halten.